Mittwoch, 29. Oktober 2008

Der Laubpuster

Der Laubpuster ist doch das Symbol für unsere Zeit schlechthin: Wie mache ich mein Problem zu Deinem Problem? Wie mache ich mein Laub zu Deinem Laub? Wenn es erst einmal dort ist, weiß man ja in der Regel nicht mehr wo es herkam.
Was ich sagen will ist, dass es doch typisch für die heutige Zeit ist, soweit zu rationalisieren, dass man möglichst viel abwälzt. Ob es nun die Telefonanbieter sind, die die Stromkosten dem Kunden aufbürden (früher kam die Versorgungsspannung vom Amt, moderne Telefone bringen ein eigenes Netzteil mit). Möbelhäuser lassen nur noch Bretter zusägen und Montagematerial packen. Den Rest der Möbelproduktion - und das ist ein nicht unerheblicher Zeitfaktor - verlagern sie zum Endkunden.
Ein anderes Beispiel: Der Grüne Punkt. Bei uns wird die Entsorgung über gelbe Säcke realisiert (die man sich selbst besorgen muss). Die Abholung erfolgt 14tägig in den geraden Kalenderwochen. Doch wehe man verpasst diesen Termin. Dann übernimmt man für die nächsten 14 Tage die Mülllagerung in seinen eigenen vier Wänden (im Freien werden sie von den Katzen zerlegt). Und das obwohl beim Kauf der Ware die Entsorgung schon bezahlt wurde. Das muss man sich mal vorstellen.
Vorgestern begegnete mir ein neues Highlight dieses Prinzips:
Nach dem die Banken und Sparkassen das gesamte Buchungsprocedere in Form von Online-Banking an den Kunden "outgesourcet" haben, hat die Sparkasse für die letzten Normalüberweiser jetzt eine Anleitung angebracht auf welche Art und Weise der Überweisungsträger in den Briefschlitz zu stecken sei.
Damit lassen sich landesweit sicher 0,1VBE (Vollbeschäftigteneinheiten) einsparen.
Dafür steht Oma Hertha und Onkel Kurt genauso verdattert vor dem Briefschlitz wie unsereiner vor dem EC-Kartenschlitz an der Tankstelle: Wie kommt die Karte rein?
Mit der Beruhigung, dass es maximal 4 Versuche sein können
verbleibt
der Punkgraf

Dienstag, 28. Oktober 2008

Das System Öffentliche Verwaltung

Eines der größten Ärgernisse überhaupt ist das existierende System der öffentlichen Verwaltung. Ist Ihnen schon einmal bewusst geworden, dass Sie nie mit demjenigen sprechen, der für die Entscheidung gerade steht, der sie verantwortet?
Nein, man hat immer mit Menschen des Schlages "Ja,ja, ich verstehe schon ihr spezielles Problem. Wenn es nach mir ginge ... Aber sie werden verstehen: mir sind da ja auch die Hände gebunden." oder "Wir haben da unsere Vorschriften. Das wurde vom Gesetzgeber so festgelegt." (Wer ist eigentlich dieser Gesetzgeber? Sind das nicht Leute, die unser Leben in unserem Sinne regeln sollen?) Auf der untersten Verwaltungsebene spürt man die Gewaltentrennung jedenfalls ganz deutlich.
Überhaupt sind die Mechanismen im öffentlichen Dienst mehr als interessant. Und glauben Sie mir: ich weiß wovon ich rede. Da werden Projekte angeschoben, die keiner haben will. Sicherheitshalber legt man die Projektverantwortung in die Hände der untersten Hierarchieebene. Das erschwert die Projektleitung, da man auf Zuarbeit anderer Abteilungsleiter angewiesen ist. Eine Zusammenarbeit, die nicht unbedingt als produktiv zu bezeichnen ist.
Da werden in den Herzogtümern eigene Süppchen gekocht. Oft geht es auch nur ums Aussitzen. Übrigens eine immer wieder erfolgreiche Methode Endlosprojekte zu fabrizieren. Andere Mitarbeiter in den unteren Ebenen entwickeln bei so viel Desinformation und Strukturlosigkeit ein Eigenleben, welches nicht selten in eine Art vorauseilendem Gehorsam mündet. Da entstehen in der Phantasie der Mitarbeiter Wünsche der Vorgesetzten und angeblich besprochene Tatsachen, die - hinterfragt man solche Informationen - sich oft als Luftblasen und Hirngespinste darstellen.

Da sitzt man nun mit seiner Projektleitung, hier unten.
Und morgen steht der Bürger wieder in meinem Büro. Ich kann ihn mit seinem Problem schon verstehen, doch mir sind ja auch die Hände gebunden. Also, wenn es nach mir ginge - doch die Vorschriften ...

Hochachtungsvoll
der Punkgraf

Montag, 27. Oktober 2008

Ihre Augen - Seine Augen

Ist Euch schonmal aufgefallen, wie unterschiedlich Männer und Frauen die gleichen Dinge betrachten?
Des erste Mal wurde ich drauf aufmerksam als sich einige Leute für die noch zu verkaufenden (alten) Reihenhäuser in unserer Nachbarschaft interessierten. Da gab es DEN Interessenten, der sagte: ok, da sind diese und jene grundlegenden Dinge zu erledigen. Aber im Prinzip ...".
Und dann gibt es DIE Interessentin, die die grundlegenden Dinge als nebensächlich verdrängt und sich auf Nebensächlkeiten einschießt: "Waren sie denn mal in diesem Haus drin? Haben sie gesehen wie dort die Tapete in Fetzen von der Wand hängt? Niemals ziehe ich dort ein!"
Ja, so unterschiedlich ist die Wahrnehmung.

Heute früh auf dem Weg zur Arbeit hörte ich im Autoradio einen Bericht über das UFO im ehemaligen Kulturpark Plänterwald. Dies wurde jetzt wohl privat erworben und soll wieder wie 1969 hergerichtet werden. Die Erwerberin sagte (sinngemäß): "Das Objekt befand sich in einem katastrophalen Zustand: Die Gardinen waren vom Vorbewohner durch blaue Müllsäcke ersetzt worden ...

In diesem Sinne verbleibt
der Punkgraf

Sonntag, 26. Oktober 2008

Umweltzone-Ende

So, das ist das Zeichen, dass mich dazu trieb, diesen Blog zu eröffnen: Letztens stand ich morgens an der Ampel, sah dieses Schild und überlegte welche Information es mir geben soll oder kann. Mir fiel ehrlich gesagt kein vernünftiger Grund ein, dieses Schild aufzustellen. Sollte es mir sagen, dass ich, falls ich illegal ohne Umweltzonenplakette unterwegs war, nun wieder aufatmen und ganz entspannt weiterfahren kann? Oder ist es die Aufforderung eine evtl vorhandene Plakette jetzt zu entfernen bzw. abzudecken um nicht als Spießer zu gelten? Ich weiß es nicht.
Beim 30er-Zonen-Ende-Schild ist das ja eine ganz andere Geschichte: Dort ist es sinnvoll, denn immerhin werde ich darauf hingewiesen, dass ich jetzt das Tempo anpassen soll um den Verkehr nicht zu behindern. Auch ein Autobahn-Ende-Schild ist sinnvoll. Aber ein Umweltzonen-Ende-Schild?
Ich habe mir noch nicht die Mühe gemacht, nachzurechnen wieviel dieser Schilder in Deutschland beschafft, angebracht und gewartet werden. Doch ich glaube, dass dort eine Menge Steuergelder verbraten werden, die z.B. in der Ausstattung der Schulen besser untergebracht wären.
Eine diesbezügliche Anfrage bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Berlin ergab folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr S..........,

vielen Dank für Ihre oben genannte E-Mail.

Nach straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften sind jeweils der Beginn und das Ende von Verkehrszonen (zum Beispiel Tempo-30-Zonen, Umweltzonen) durch entsprechende Verkehrszeichen zu kennzeichnen. Das Land Berlin hatte demnach keine Steuergelder "verschleudert", sondern ist vielmehr dieser bundesrechtlichen Verpflichtung nachgekommen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen helfen konnte, und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
G.......

Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Berlin
Referat III D - Grundsatz- und Planungsangelegenheiten des Immissionsschutzes
III D 29 - Herr G.....
Brückenstraße 6, 10179 Berlin
E-Mail: .........@senguv.berlin.de
Tel. (+49 30) 9025 2....
FAX (+49 30) 9025 2....

Da sind wir schon beim Thema öffentliche Verwaltung. Diesem Thema werde ich mich demnächst widmen.

Bis dahin verbleibt
der Punkgraf